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Hypnose im Management: Die unsichtbare Kraft für Spitzenleistung

  • Autorenbild: Dominique Giger
    Dominique Giger
  • 29. Nov.
  • 11 Min. Lesezeit
Eine Silhouette mit geschlossenen Augen und einem leuchtenden neuronalen Netzwerk im Gehirn symbolisiert Hypnose: zwischen Mythos und Wissenschaft.
Eine Silhouette mit geschlossenen Augen und einem leuchtenden neuronalen Netzwerk im Gehirn symbolisiert Hypnose: zwischen Mythos und Wissenschaft.

Wie Führungskräfte durch klinische Hypnose ihre Performance steigern und Ängste überwinden


Von den Besprechungsräumen der Fortune-500-Unternehmen bis zu den Startups im Silicon Valley suchen Führungskräfte nach dem entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Während Coachings, Seminare und Weiterbildungen längst zum Standard gehören, bleibt ein mächtiges Werkzeug weitgehend ungenutzt: die klinische Hypnose. Was viele nicht wissen: Rund 90 bis 98 Prozent unserer Gedanken und Entscheidungen treffen wir unbewusst. Unser Unterbewusstsein steuert Emotionen, Verhalten und Wahrnehmung und damit die Qualität unserer Führung, unserer Beziehungen und letztlich unseres Lebens.


Das Eisberg-Prinzip: Wenn das Unbewusste die Führung übernimmt

Neurowissenschaftler haben nachgewiesen, dass wir uns nur etwa fünf Prozent unserer kognitiven Aktivität bewusst sind, während ungefähr 95 Prozent der Gehirnaktivität jenseits unseres Bewusstseins ablaufen. Unser Bewusstsein gleicht der Spitze eines Eisbergs: Es analysiert, denkt rational und trifft klare Entscheidungen. Doch der weitaus grössere Teil liegt unter der Wasserlinie - geprägt von Erfahrungen, Ängsten und Emotionen, deren Ursprung wir oft nicht kennen.


Hier liegt zugleich das Problem und die Chance für Führungskräfte: Unbewusste Programme beeinflussen, wie wir unter Druck reagieren, wie wir Konflikte lösen und wie überzeugend wir auftreten. Ein CEO, der vor Präsentationen regelmässig Herzrasen bekommt, weiss vielleicht nicht, dass die Ursache in einer frühkindlichen Erfahrung liegt. Eine Teamleiterin, die in Verhandlungen zurückhaltend agiert, ist sich möglicherweise nicht bewusst, dass ein tief verankerter Glaubenssatz sie blockiert.


Die gute Nachricht: Dieses unsichtbare Programm lässt sich bewusst beeinflussen - durch Hypnose.


Hypnose ist keine Showhypnose: Die wissenschaftliche Revolution

Wenn wir an Hypnose denken, kommen uns oft Bühnen-Shows in den Sinn, bei denen Menschen scheinbar willenlos herumgackern. Dieses Klischee hält sich hartnäckig, doch es zeigt ein völlig verzerrtes Bild. In der modernen Psychologie und Neurowissenschaft versteht man unter klinischer Hypnose etwas völlig anderes: Es geht nicht um Kontrollverlust, sondern um bewusste Steuerung mentaler Prozesse.


Dr. David Spiegel, Professor und stellvertretender Vorsitzender der Psychiatrie an der Stanford University School of Medicine, hat die klinische Hypnose seit über 40 Jahren erforscht und über 400 wissenschaftliche Artikel sowie 13 Bücher zum Thema veröffentlicht. Seine Arbeit hat massgeblich dazu beigetragen, Hypnose aus der Esoterik-Ecke zu holen und als reproduzierbares, neurowissenschaftlich nachvollziehbares Verfahren zu etablieren.


In einer bahnbrechenden Studie, veröffentlicht 2016 in der Fachzeitschrift Cerebral Cortex, scannten Spiegels Team die Gehirne von 57 Personen während geführter Hypnose-Sitzungen und identifizierte spezifische Hirnareale mit veränderter Aktivität und Konnektivität. Die Forschung zeigt: Hypnose ist kein exotischer Zustand, sondern ein messbarer, wissenschaftlich fundierter Bewusstseinszustand.


Der Zustand fokussierter Aufmerksamkeit: Was im Gehirn geschieht

Hypnose ist ein Zustand hochgradig fokussierter Aufmerksamkeit - ein mentaler Zoom auf einen Punkt, eine Vorstellung oder ein Gefühl, so stark, dass alles andere in den Hintergrund tritt. Die Umgebung, das Gedankenrauschen, Selbstgespräche: Der innere Kritiker wird ruhiger gestellt. Was bleibt, ist innere Ruhe und Offenheit gegenüber neuen Perspektiven.


Dieser Zustand beginnt typischerweise mit geschlossenen Augen und ist charakterisiert durch einen Übergang der Gehirnwellen von schnelleren Beta-Wellen (14-40 Hz) im normalen Wachzustand zu langsameren Alpha-Wellen (7,5-14 Hz) in der Entspannung und Theta-Wellen (4-8 Hz) in tieferen Trancezuständen. Es ist ein Dämmerzustand zwischen Wachsein und Schlaf, in dem das kritische Denken zurücktritt.


Und genau darin liegt die Chance: Wir erhalten Zugang zu tieferen Ebenen unserer Wahrnehmung und zu erhöhter Kreativität, weil unsere kritische Stimme leiser wird - jene Stimme, die sonst ständig bewertet, kontrolliert und korrigiert. Hypnose ist nicht Kontrollverlust, sondern gelenkte Kontrolle: Wir steuern den Scheinwerfer der Aufmerksamkeit bewusst dorthin, wo wir wollen.


Spiegels Forschung beobachtete auch eine reduzierte Verbindung zwischen dem dorsolateralen präfrontalen Kortex und dem Default-Mode-Netzwerk, was eine Entkopplung zwischen Handlungen und dem Bewusstsein für diese Handlungen darstellt. Dies erklärt, warum Menschen in Hypnose völlig in eine Aktivität vertieft sein können, ohne mental ressourcenintensiv darüber nachzudenken.


Wer ist hypnotisierbar? Die Wissenschaft der Empfänglichkeit

Rund zwei Drittel der Menschen sind bis zu einem gewissen Grad hypnotisierbar, circa 15 Prozent besonders stark. Die Fähigkeit hängt von der Hirnstruktur, aber auch von der mentalen Einstellung ab. Wer neugierig ist, offen und Vertrauen in den Prozess und den Therapeuten hat, kann die Wirkung verstärken.


Vertrauen ist die Basis jeder Hypnose. Dazu gehört ein Vorgespräch, in dem der Therapeut einen Rapport herstellt - ein Verhältnis, das auf Vertrauen, Sicherheit und gegenseitigem Respekt beruht. Der Therapeut erklärt den Prozess, klärt die Erwartungen ab und holt das Einverständnis ein. Hypnose ist Teamarbeit - vom Vorgespräch über die Hypnose bis zum Nachgespräch.


Ein wichtiger Punkt: In klinischer Hypnose behält der Klient jederzeit die Kontrolle. Anders als bei der Showhypnose kann niemand gegen seinen Willen hypnotisiert werden oder zu Handlungen gebracht werden, die seinen Werten widersprechen.


Hypnose versus Meditation: Der entscheidende Unterschied

Viele verstehen unter Meditation eine geführte Trancereise zur Entspannung - doch das ist eigentlich schon eine Art von Hypnose. Der grosse Unterschied zur therapeutischen Hypnose ist das strukturierte Vorgespräch und dass der Hypnotherapeut gezielt auf individuelle Kundenwünsche eingeht. Der Therapeut übernimmt dabei die Suggestionen bzw. das Vokabular des Kunden.


Die eigentliche Meditation ist das Richten des Fokus auf einen spezifischen Punkt - nach innen oder nach aussen gerichtet. Bei der Hypnose kommt die therapeutische Komponente hinzu: gezielte Suggestionen, Ressourcenarbeit und die systematische Bearbeitung konkreter Themen.


Performance-Hypnose: Das Werkzeug der Spitzensportler und High-Performer

Tiger Woods, einer der grössten Golfer der Geschichte mit über 100 Turniersiegen, nutzte seit seiner Jugend Hypnose mit einem Sportpsychologen, um seine Konzentrationsfähigkeit auf dem Golfplatz zu verbessern. Er wirkt selbst unter intensivstem Druck ruhig - kein Zufall, sondern das Ergebnis gezielten mentalen Trainings.


Forschungsstudien haben nachgewiesen, dass Hypnose die Leistung in verschiedenen Sportarten wie Basketball, Golf und Fussball verbessert, indem sie kognitive Prozesse umstrukturiert, die für sportliche Leistung essentiell sind, einschliesslich Selbstvertrauen, Aufmerksamkeit und Gedächtnis. Hypnotherapie fügt dem Training ein Element hinzu, das zu besserer Konzentration und Stressreduktion führt und eine spezifischere Fokussierung auf die Leistung ermöglicht.


Doch Hypnose ist nicht nur für Spitzensportler relevant. Für Führungskräfte, High-Performer und alle, die ihre Leistung steigern möchten, bietet Performance-Hypnose konkrete Anwendungen:


Zielerreichung und Leistungssteigerung: Ein Hypnotherapeut führt zunächst ein Vorgespräch und fragt: Was ist Ihr Ziel? Wie möchten Sie sich fühlen? Worte wie „Ich möchte mehr Selbstvertrauen", „Ich möchte mich frei fühlen" oder „glücklich" werden notiert und später während der Trance suggeriert. Die Suggestionen - gezielte, sprachliche Impulse - sind das Herzstück der Trancearbeit und sollten stets positiv formuliert werden.


Angstbewältigung: Vielleicht kommt ein Manager zum Hypnotherapeuten, weil er Angst hat zu präsentieren. Er möchte sich frei und gelassen auf der Bühne fühlen. Nach dem Vorgespräch erfolgt die Induktion - die Einführung in die Trance. Danach erarbeitet der Therapeut gemeinsam mit dem Klienten, welche Ressourcen helfen könnten: In welchem Moment hat er sich bereits frei gefühlt? Welche Anker könnten ihn auf der Bühne unterstützen?


Der Hypnose-Prozess: Von der Induktion zur Selbsthypnose

Eine typische Hypnose-Sitzung folgt einem strukturierten Ablauf:


  1. Vorgespräch: Aufbau von Rapport, Klärung der Ziele, Erklärung des Prozesses.


  2. Induktion: Die Einführung in die Trance. Ähnlich wie bei geführter Meditation begibt sich der Klient gedanklich an einen Ort der Entspannung. Er fokussiert sich auf den Atem, die Muskeln entspannen sich, und die Gehirnwellen beginnen sich zu verlangsamen.


  3. Trance-Phase: Die Trance-Tiefe kann während der Sitzung variieren - von leichter zu mittlerer zu tiefer Trance und zurück. Das ist normal. Während leichte Trance (Alpha-Wellen) bereits effektiv sein kann, bevorzugen Hypnotherapeuten oft eine mittlere Trance (Theta-Wellen), bei der der Klient wach, aber nicht durch äussere Geräusche gestört ist, entspannt und empfänglicher für Suggestionen. Meistens ist der Klient während der gesamten Hypnose ansprechbar - echte Teamarbeit.


  4. Exduktion: Die Ausleitung aus der Hypnose, bis der Klient wieder vollständig wach ist.


  5. Nachgespräch: Diskussion der Erfahrung, Besprechung der erarbeiteten Anker und Ressourcen. Der Therapeut erstellt oft eine Anleitung für die Selbsthypnose, damit der Klient zuhause weiter üben kann.


Während der Trance-Phase nutzt der Therapeutnutzen bereits vorhandene Stärken, um zukünftige Situationen erfolgreich zu gestalten. Als Beispiele:


Anker entwickeln: Ein Anker ist ein mentaler Auslöser, der einen gewünschten Zustand aktiviert. Beispiel: Ein Klient spürt, dass eine Faust die Stärke symbolisiert. Dieses körperliche Signal wird in der Hypnose mit dem Gefühl von Selbstsicherheit verknüpft. Zuhause kann der Klient dann in Selbsthypnose diese Geste nutzen, um das Gefühl der Stärke abzurufen - etwa vor einer wichtigen Präsentation.


Ressourcenarbeit: Gemeinsam gehen Therapeut und Klient auf eine mentale Reise und suchen ein zukünftiges oder vergangenes Ich, das das Ziel bereits erreicht hat. Dieses Zukunfts-Ich wird befragt: Wie kann es den Klienten bei der Zielerreichung unterstützen? Was hat es anders gemacht? Diese Technik nutzt die Kraft der Visualisierung und des mentalen Rehearsals.


Glaubenssätze umformulieren und Ängste bewältigen

Hypnose kann auch genutzt werden, um limitierende Glaubenssätze umzuformulieren. Dazu reist man in der Trance zurück zu dem ersten prägenden Ereignis, wo dieser Glaubenssatz entstanden ist - etwa „Ich bin nicht gut genug" oder „Erfolg bedeutet Stress" -, und kann diesen Moment neu gestalten, den Glaubenssatz umformulieren.


Ängste können durch Desensibilisierung bewältigt werden: In einem entspannten Zustand mit einer Ressource an der Seite wird die Angstsituation schrittweise durchlebt - immer und immer wieder, bis die emotionale Ladung abnimmt.


Das Spannende: Selbsthypnose und moderne Anwendungen

Das wirklich Kraftvolle ist die Selbsthypnose. Nach professioneller Anleitung können Führungskräfte diese Technik eigenständig anwenden - täglich, vor wichtigen Meetings, in Stresssituationen. Es gibt sogar moderne Selbsthypnose, bei der man im wachen Zustand mit offenen Augen in diesen fokussierten Zustand kommen kann. Das braucht zwar Erfahrung und viel Übung, doch Spitzensportler nutzen genau diese Technik.


Ein wichtiger Punkt: Wir nutzen bereits Selbsthypnose - oft negativ. Die Angst vor Spinnen, das ständige Grübeln vor einer Präsentation, der innere Dialog „Ich schaffe das nicht": Das ist negative Selbsthypnose. Wenn wir diese Mechanismen verstehen und bewusst in eine positive Richtung lenken können, liegt darin enormes Potenzial.

 

Hypnose als strategischer Leadership-Faktor

Häufige Themen in der Arbeit mit Führungskräften sind:

  • Angst vor Sichtbarkeit oder Auftritten

  • Leistungsdruck

  • Perfektionismus

  • Impostor-Syndrom

  • übermässige Kontrolle

  • Stressreaktionen


Unter Hypnose können diese Muster identifiziert, neu bewertet und durch kraftvolle mentale Ressourcen ersetzt werden:

  • Selbstvertrauen aufbauen

  • Kommunikationsblockaden lösen

  • Präsentationssicherheit stärken

  • Stresslevel senken und Resilienz stärken

  • Fokus und Motivation steigern


Weitere Einsatzmöglichkeiten

Neben Leistungssteigerung und Angstbewältigung bietet Hypnose weitere Anwendungen:

  • Suchtbewältigung: Rauchentwöhnung oder Reduktion anderer unerwünschter Verhaltensweisen

  • Gewichtsmanagement: Unterstützung bei gesunder Ernährung und Verhaltensänderung

  • Schlafprobleme: Verbesserung der Schlafqualität

  • Schmerztherapie: Menschen lernen, Schmerzsignale umzudeuten - von Bedrohung auf Information

  • Stressbewältigung: Entwicklung von Resilienz und Entspannungsfähigkeit


Ein seriöser Hypnotherapeut arbeitet dabei stets mit anderen Ärzten des Klienten zusammen und holt entsprechende Rücksprache ein - besonders wichtig bei Schmerztherapie, damit der Klient den Schmerz nicht ausblendet, wenn er auf ein ernsthaftes gesundheitliches Problem hinweist.


Die Neurowissenschaft hinter der Transformation

Was macht Hypnose so effektiv? Die Antwort liegt in der Neuroplastizität - der Fähigkeit des Gehirns, sich durch Erfahrungen zu verändern. Hypnose stellt einen einzigartigen Gehirnzustand dar, in dem die Neuroplastizität möglicherweise erhöht ist. In diesem Zustand können neue neuronale Verbindungen leichter geknüpft werden.


Forscher des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften fanden heraus, dass das Gehirn Entscheidungen unbewusst vorbereitet - bis zu sieben Sekunden bevor sie uns bewusst werden. Dies unterstreicht die enorme Bedeutung des Unbewussten für unser Verhalten. Hypnose bietet einen Zugang zu dieser unbewussten Ebene, um sie gezielt zu beeinflussen.


Während der Hypnose werden bestimmte Hirnregionen aktiver, andere ruhiger. Das Ergebnis: erhöhte Empfänglichkeit für positive Suggestionen, reduzierte Selbstkritik, verstärkter Zugang zu kreativen Lösungen und Ressourcen.


Praktische Anwendung: Ein Fallbeispiel aus der Praxis

Stellen wir uns einen CFO vor, der regelmässig vor Board-Meetings unter Nervosität leidet. Seine Präsentationen sind inhaltlich exzellent, doch die innere Anspannung beeinträchtigt seine Überzeugungskraft.


Im Vorgespräch identifiziert der Hypnotherapeut das Ziel: Der CFO möchte sich souverän und selbstsicher fühlen. Während der Induktion entspannt er sich tief. In der Transarbeit erinnert sich der CFO an eine Situation, in der er sich absolut sicher fühlte - vielleicht beim Segeln, seinem Hobby. Dieses Gefühl wird verankert, etwa durch die Visualisierung des Windes in den Segeln als Symbol für Rückenwind.


Gemeinsam entwickeln sie einen körperlichen Anker: Das bewusste Ausatmen kombiniert mit dem mentalen Bild des Segelns. Im Nachgespräch erhält der CFO eine Anleitung zur Selbsthypnose. In den Wochen darauf übt er täglich: Er versetzt sich in Entspannung, visualisiert die Board-Situation, aktiviert seinen Anker und durchlebt die Szene erfolgreich - immer wieder.


Das Ergebnis: Beim nächsten Board-Meeting nutzt er vor Beginn kurz seinen Anker, spürt die Ruhe und präsentiert mit einer neuen Souveränität. Das Unterbewusstsein hat gelernt: Diese Situation ist nicht bedrohlich, sondern eine Chance.


Integration in den Führungsalltag

Wie können Führungskräfte Hypnose praktisch nutzen? Hi

er einige konkrete Ansätze:

  1. Professionelle Hypnotherapie: Für tiefgreifende Themen wie Ängste, Glaubenssätze oder Blockaden empfiehlt sich die Arbeit mit einem zertifizierten Hypnotherapeuten. Wenige Sitzungen können bereits signifikante Veränderungen bewirken.

  2. Selbsthypnose-Training: Nach professioneller Anleitung kann Selbsthypnose täglich praktiziert werden - morgens zur mentalen Vorbereitung, abends zur Entspannung oder gezielt vor herausfordernden Situationen.

  3. Hypnose-Apps: Es gibt mittlerweile Apps wie Reveri, entwickelt von Dr. David Spiegel, die wissenschaftlich fundierte Selbsthypnose-Programme anbieten - von Stressreduktion über Schlafverbesserung bis zu Performance-Enhancement.

  4. Mentale Rehearsal-Techniken: Die Prinzipien der Hypnose können in Visualisierungsübungen integriert werden - etwa das mentale Durchspielen einer wichtigen Verhandlung in einem entspannten Zustand.

  5. Achtsamkeit für unbewusste Muster: Das Verständnis, dass 90-98% unserer Entscheidungen unbewusst ablaufen, schärft das Bewusstsein für eigene Reaktionsmuster und Trigger.


Kritische Betrachtung: Was Hypnose nicht ist

Bei aller Begeisterung für das Potenzial der Hypnose ist eine differenzierte Betrachtung wichtig:

  • Hypnose ist kein Allheilmittel: Sie ist ein Werkzeug, das in Kombination mit anderen Ansätzen wirkt, nicht ein Ersatz für notwendige medizinische oder psychotherapeutische Behandlung.

  • Qualität des Therapeuten ist entscheidend: Die Ausbildung und Erfahrung des Hypnotherapeuten macht einen enormen Unterschied. Seriöse Praktiker haben fundierte Ausbildungen und arbeiten nach ethischen Standards.

  • Individuelle Unterschiede: Nicht jeder ist gleich gut hypnotisierbar, und nicht jede Methode funktioniert für jeden. Es braucht Offenheit und manchmal auch Geduld.

  • Kein passiver Prozess: Hypnose erfordert aktive Mitarbeit. Es ist kein „Zaubertrick", bei dem der Therapeut etwas mit einem macht - es ist Teamarbeit.


Der Blick nach vorn: Hypnose in der modernen Führungskultur

In einer Zeit, in der mentale Gesundheit, Resilienz und nachhaltige Performance zunehmend im Fokus stehen, bietet klinische Hypnose einen evidenzbasierten Ansatz zur Selbstoptimierung. Während früher „Coaching" als esoterisch galt und heute selbstverständlich ist, könnte Hypnose der nächste Schritt in der Evolution des Leadership-Developments sein.


Die Kombination aus neurowissenschaftlicher Forschung, nachgewiesener Wirksamkeit und praktischer Anwendbarkeit macht Hypnose zu einem vielversprechenden Werkzeug für die Führungskräfte der Zukunft. Es geht nicht darum, menschliche Fähigkeiten zu überschreiten, sondern darum, das volle Potenzial zu nutzen, das bereits in uns liegt - verborgen unter der Wasseroberfläche des Eisbergs.


Zusammenfassung: Die Macht des Unbewussten nutzen

Zwischen 90 und 98 Prozent unserer Gedanken und Entscheidungen treffen wir unbewusst. Diese Tatsache können wir entweder ignorieren und uns von unbewussten Programmen steuern lassen - oder wir können sie nutzen. Klinische Hypnose bietet einen wissenschaftlich fundierten, praktischen Zugang zu dieser verborgenen Ebene unseres Bewusstseins.

Für Führungskräfte bedeutet das: Wer lernt, sein Unterbewusstsein gezielt zu beeinflussen, kann Ängste überwinden, Leistung steigern, Glaubenssätze transformieren und mit einer neuen Souveränität führen. Es ist nicht die Frage, ob das Unterbewusstsein Einfluss hat - sondern nur, ob wir diesen Einfluss gestalten oder geschehen lassen.

Die Frage ist nicht mehr: „Funktioniert Hypnose?" Die Wissenschaft hat diese Frage längst mit Ja beantwortet. Die eigentliche Frage lautet: „Bin ich bereit, dieses Werkzeug zu nutzen?" Für jene, die ihre Leistung auf das nächste Level heben wollen, könnte die Antwort den entscheidenden Unterschied machen.


Quellenverzeichnis und weiterführende Literatur

  • Spiegel, D., et al. (2016). "Brain Activity During Hypnotic Trance." Cerebral Cortex, Stanford University School of Medicine.

  • Spiegel, D. (1991). "Neurophysiological Correlates of Hypnosis and Dissociation." Journal of Neuropsychiatry and Clinical Neurosciences, 3(4), 440-445.

  • Soon, C. S., Brass, M., Heinze, H. J., & Haynes, J. D. (2008). "Unconscious Determinants of Free Decisions in the Human Brain." Nature Neuroscience.

  • Jensen, M. P., et al. (2015). "Brain Oscillations, Hypnosis, and Hypnotizability." American Journal of Clinical Hypnosis.

  • Li, Y., Wang, J., & Li, X. (2021). "The Application of Hypnosis in Sports." Frontiers in Psychology.

  • Barker, J., Jones, M., & Greenlees, I. (2010). "Assessing the Immediate and Maintained Effects of Hypnosis on Self-Efficacy and Soccer Wall-Volley Performance." Journal of Sport and Exercise Psychology, 32, 243-252.

  • Taylor, J., et al. (1993). "Enhancing Cognitive and Athletic Performance Through Hypnosis." Journal of Applied Sport Psychology.

  • Pouget, A., et al. (2008). "Unconscious Brain Makes the Best Decisions Possible." University of Rochester.

  • Zaltman, G. (2003). How Customers Think: Essential Insights into the Mind of the Market. Harvard Business School Press.

  • Spiegel, D. (1993). Living Beyond Limits: New Hope and Help for Facing Life-Threatening Illness. Random House.

  • Gladwell, M. (2005). Blink: The Power of Thinking Without Thinking. Back Bay Books.

  • Grinder, J., & Bandler, R. Trance-Formations: Neuro-Linguistic Programming and the Structure of Hypnosis. Real People Press.

  • Stanford Profiles: David Spiegel's Publications and Research. https://profiles.stanford.edu/david-spiegel

  • Reveri App - Wissenschaftlich fundierte Selbsthypnose. Entwickelt von Dr. David Spiegel, Stanford University. https://www.reveri.com/

  • Cleveland Clinic (2021). "Can Sports Hypnosis Improve Performance?"



Über die Autorin

Dominique Giger, MSc (ETH Zürich), ist Expertin für Leadership Development und Change Management. Mit über 18 Jahren Erfahrung in der Begleitung von Führungskräften und High-Performern verbindet sie technischen Hintergrund (Informatik) mit neurowissenschaftlichen Erkenntnissen und praxisnahen Coaching-Methoden. Neben Coaching-Ausbildungen und ist zertifizierte Hypnotherapeutin und hat.


In ihrem Podcast Y-SHIFT: The Next-Level Mindset & Transformation Podcast teilt sie regelmässig Insights aus der Welt der modernen Psychologie, Neurowissenschaft und Leadership-Entwicklung.


🎧 Jetzt reinhören: „Die Macht des Unterbewusstseins“



 
 
 

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